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13.09.1907

Ort:

Berlin

Datum:

13.09.1907

Meine Lieben!

Käthe hat schon lange nicht mehr geschrieben. Hoffentlich seid Ihr auf dem Damm. Ihr werdet wohl schon jetzt die Kartoffeln aufnehmen und zu thun haben, daß die Winter Saaten besorgt werden. Wenn das Wetter bei Euch so schön ist als wie es hier die letzten drei Tage war, dann ist es eine Lust draußen sein zu können. Aber ich fürchte, daß die schönen Tage nicht all zu lange anhalten werden, obwohl es für die Landwirtschaft sehr, sehr nothwendig wäre. Bei Groß lichterfelde, also ganz nah bei Berlin steht noch viel Getreide draußen. Wenn es jetzt nur 8 Tage mal hinter ein ander trocken wäre, dann könnten sie wenigs tens noch etwas retten. Es war so viel und schön gewachsen und jetzt ist fast alles verdorben. Es wird ein sehr theurer Winter werden obschon jetzt glaube ich noch manches gut werden könnte, wenn wir gutes Wetter behielten und uns der Herbst etwas entschädigte durch das was wir im Sommer enttäuscht worden sind. Ich habe schon Angst vor den Iangen Winter, denn er dauert gewöhnlich 8 Monate. Wie ist dir denn die Seebadreise nach träglich bekorrmen, Käthe? Ich wäre auch noch gerne etwas heraus gegangen, aber es macht sich alles so sehr schlecht so, daß ich schon lieber hier bleibe als das ich doch unterwegs keine Ruhe habe. Das Wetter lockte auch nicht, aber jetzt, wo es so schön ist, da möchte man doch mal weg. Am 1. Okt. schicke ich Euch etwas Geld ich bin jetzt selbst etwas knapp da einige Zahlungen nicht so eingegangen sind, als wie ich es dachte. Es ist jetzt eine Geldkalamität, wie sie noch nie wara, solange ich mit Geld zu thun hatte. Wer jetzt viel Geld hat, der hat auch viel verloren, so sehr sind alle Papiere gefallen, doch scheint es, als ob die kritische Lage jetzt über wunden wäre. Haben wir noch einen Schinken dort? Theile mir das bitte mit, aber schicke ihn nicht eher bis ich schreibe. Mit herzlichem

Gruß Euer

JUphues

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