04.04.1908
Ort:
Berlin
Datum:
04.04.1908
Liebe Käthe !
Ich bin nun schon 8 Tage zu Hause und du wirst wohl jeden Tag auf einen Brief gewartet haben aber, es war hier so viel zu thun, daß ich froh war, das zu erledigen, was erledigt werden mußte, denn in dem Augenblick, wo man wieder zu Hause ist, stürmt alles auf einen ein so, daß man sich kaum retten kann. Ich fand Tante garnicht gut, den sie ist so schwach, daß sie kaum laufen kann. Die Bäder in Wiesbaden haben das bewirkt. Das Eine bringen sie weg, dafür stellt sich dann etwas anderes ein. Aber ich denke wenn das Wetter jetzt etwas frühlingsmäßiger wird, dann wird sich auch das wieder heben. Aber ich glaube, daß es nicht gut ist, daß du in diesem Zustand nach hier kommst, du würdest nicht zu viel Freude haben. ich muß mal sehen, wie es wird, denn es kann sich der Zus tand ja sehr bald heben. ich denke wir lassen och mal 14 Tage ins Land gehen und sehen dann wie es aussieht. Ich habe für dich eine Brosche und eine Nadel mitgebracht die will ich dir schicken. Es sind das die carakteristischten Sachen die dort getragen und gekauft werden und die Jeder für die seinen mit bringt. Das Brod haben wir bekommen und schmeckt sehr schön. Du kannst uns gelegendlich einen Schinken schicken. Sobald ich Gelegenheit findet schicke ich dir etwas. Auch werde ich in der nächsten Zeit mehr Freiheit zum schreiben finden. Vorläufig mit herzlichem Gruß an Euch Beiden von Euerm
JUphues