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14.06.1908

Ort:

Berlin

Datum:

14.06.1908

Liebe Käthe!

Das kleine Kopftuch das dir meine Frau schickte wirst du wohl erhalten haben. Wir sind nun schon 8 Tage wieder zu Hause aber ich bin bis jetzt weder zum arbeiten noch zu sonst etwas zu kommen nur geschäftliche Sachen habe ich bis jetzt erledigt und jeden morgen zum Zahnarzt rennen. Dann ist Frau Schoeller hier und sind abens bei ihr. Auf diese Weise kam man zu nichts aber in der nächsten Woche denke ich wieder an die Arbeit gehen zu können. Ich werde wohl jetzt nicht mehr in diesem Sommer von hier weg gehen nur wenn es sein muß. Es ist jetzt so schön hier, daß einem jede Stunde leid thut die man weg geht. Ich freue mich, daß ich die Reise nach London gemacht habe denn es ist eine ganz gewaltige Stadt die größte der Welt und ein treiben wie man es nicht für möglich hält wenn man es nicht gesehen hat. Auch giebt es in den Museen dort so viele schöne Kunstwerke die man als Künstler schon längst hätte sehen müssen. Hoffentlich komme ich noch mal wieder hin, denn 14 _Tage ist für London viel zu wenig. Ich bin ganz erstaunt, daß H. Schröder tot ist. Der war ja nicht älter als wie ich. Ich glaube er hätte sich auch mehr schonen können. Da sieht man es, daß man so allemälig zum alten Eisen gerechnet werden muß und wenn man sich auch so sehr dagegen sträubt, es kommt doch. Ich bin nur froh, daß es bei Euch noch gut geht und hoffe, daß es noch so bleiben wird. Nächstens werden ich Euch etwas Geld schicken. Meine Kasse ist in diesem Jahr besonders schlaff, die Reisen haben sehr dazu beigetragen, aber was nutzt es, wenn ich es jetzt nicht thue später kann ich es vielleicht nicht mehr deshalb jetzt noch mit­nehmen was nur eben geht.

Mit herzlichem Gruß
Euer JUphues

In Eile

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