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Die
Trauernde

Ort: Luisenfriedhof III, Berlin,

Entwurf: 1893

Material: Marmor 

Maße: 192 cm (Berlin Luisenfriedhof III), 188 cm (Düren, Ev. Friedhof)

Die Figur steht seit der Einebnung der Grabstelle von Joseph Uphues auf dem Luisenfriedhof Berlin am Friedhofsfeld der „Gefallenen der Weltkriege“.

                           

Joseph Uphues schuf sein erstes Grabmal für die Grabstätte Jeanne Schoellers in Düren (Kat. 1893:1) 1893. Als Motiv wählte er eine vollplastische aufrechtstehende Frauengestalt, die mit gefalteten Händen in ein Gebet versunken scheint. Ein Trauertuch verdeckt den gesenkten Kopf und ein Gewand, das sich durch Gürtung und Überhang als Peplos ausweist, verhüllt den voluminösen Körper. Ihrem Typus nach entspricht die Figur den zahlreichen Personifikationen der Trauer, wie man sie in verschiedenen Variationen in der Sepulkral-plastik des ausgehenden 19. Jahrhunderts findet. Es ist jedoch bemerkenswert, daß Uphues seine Komposition nicht auf architektonisches

Beiwerk, Todesgenien oder sonstige Attribute aus— dehnte, sondern sich allein auf die Aussagekraft der Figur verließ.

Ruhe und Andacht, gesammelte - keine emphatische Trauer vermag sie auszudrücken, da Bewegungselemente auf ein Mindestmaß reduziert worden sind. Auch das typisierte Gesicht, das im Schatten des wulstigen Tuches liegt, verrät keinerlei Emotionen. Dennoch hat Uphues das Moment seelischer Betroffenheit zur Sprache gebracht. Es spiegelt sich in der Oberflächenbehandlung des schweren, stoffreichen Kleides wieder, dessen vertikale Anordnung durch drei horizontale Stoffpartien überschnitten wird. Expressiv sind die Faltenwürfe, die ein unruhiges Linienspiel hervorrufen. In diesen Gedankenzusammenhang läßt sich auch das konzeptionell unwichtige Motiv des vor dem Körper hochgezogenen Überhangs einordnen.

Uphues schätzte diese unpathetische Trauerfigur und hielt sie fraglos für eines seiner überzeugendsten Werke.

So bestimmte er sie für sein eigenes Grab.

Er stellte sie als figürlichen Schmuck bei  der Trauerfeier für Heinrich von Stephan zur Verfügung.

 

Text: nach Brigitte Kaul 1982

Bilder/Videos : Susanne Lutterbeck, 2021

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