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Alexander Damian Uphues
(1777 -1845)

Seine Jahre nach der Lebensmitte.

Das alles geschah bis hin zur Lebensmitte, bis zum 33., 36. Lebensjahr: es war eine große Zeit des Lernens; danach kam eine ebenso lange Zeit der Flucht vor den Häschern des Krieges. Letztere waren aber auch Jahre, in denen er trotzdem Familie gründete und neues Leben der Welt schenkte. Und am Ende dieser ersten Lebenshälfte gründete er der Familie ein Haus, ein "domo" den Uphues zu Sassenberg, geformt nach seinem eigenen Willen.

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In der Ferne vergrollte der letzte Kanonendonner der Napoleonischen Zeit. Da zeugte er seinen Sohn: Am 20.1.1814 wurde Bernhard Heinrich Alexander zu Sassenberg geboren. Wir können uns, im Verständnis der Alten, die Freude der Eltern vorstellen. Alexander wird sich im folgenden Sommer besonders intensiv um seine Gärtnerei bemüht haben, für seinen Stammhalter. Die Gärtnerei nährte nun die fünfköpfige Familie und verschaffte ihm im Ort ein gebührendes Ansehen.

 


Es ist da noch ein Grund, nachzufragen: wie er es mit der angestammten Religion hielt. Hielt er es so, wie man es eben mit irgendwie überkommenen Dingen hält? Oder ließ er sich, wie sein Bruder in Bochterbeck, in ein intensives Miteinander ein? Die Besonderheit, die uns zu dieser Frage veranlaßt, ist: die älteste Tochter Anna Sophia Catharina Maria, geb. am 23.12.1805 in Westrup, wurde am 26.12.1805 in St. Johann zu Osnabrück getauft. Einige Zeit nach Zuzug der Familie nach Sassenberg ließ Alexander diese Tochter am 13.12.1810 in St. Johannes Ev. zu Sassenberg nochmals taufen! So irgendwie und unerklärlich uns Heutigen geschah das zwischen Geburt und Taufe der 2. Tochter 1807 und des Sohnes 1814. Kein Motiv für diese Handlung leuchtet uns auf, es ist aber geschehen! Da wir Alexanders Namen nirgends im engeren katholischen Gemeindebereich in Sassenberg finden,

 

weder im Positiven noch im Negativen, vermuten wir auch kein besonderes Engagement, wie auch keine besondere Ablehnung des Überkommenen. Nur, es bleibt ein Rätsel, warum Sophia zweimal getauft wurde!

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Nach der Geburt seines Sohnes ist Alexander wieder ganz seiner Alltagsarbeit zugewandt. Die Zeiten hoher Ideale und herausfordernder Ziele ist nun vorbei. Sicherlich hat er noch Ideen für sich, seine Familie, in Sassenberg. Nun wird er sich einer gewissen Beschneidung eigener Kraft und Herrlichkeit bewußt. Der Zeitenlauf wird ruhiger, verlangt von ihm tägliche Übung von Treue und Stetigkeit. Das wird ihm nicht leichtgefallen sein, ihm, der es doch gewohnt war, durchgreifend, mit grobem Zuschnitt, das Leben zu gestalten.

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Vielleicht wurde ihm jetzt auch die Armut der Sassenberger bewußt, die Armut des kargen Sandes oder der feuchten Wiesen; die Armut des Handwerks im Abseits auf dem "platten Lanne"; die Armut des Geistes, der, geführt von schwachen Lehrern und gehorsamheischenden Kirchherren, keine eigenen Schritte zuließ; die Armut des Wissens über das Leben rundum, wie des Wissens über die eigene Gesundheit. Er sah die Armut in den Hütten, die schmale Kost, den Tod durch Auszehrung, und immer wieder diesen Tod.

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Da kam eine Zeit, da er seine Kinder anderes lehrte. Er erinnerte sich wieder alten Heilewillens, seiner Medizin und seiner alten Weisheiten. Die Erinnerung ging hinaus in die Welt, die er durchwanderte. Und davon erzählte er den Kindern, und in seinem Inneren mag er gehofft haben, daß diese Kinder nicht in Sassenberg bleiben würden. Er wünschte ihnen gewiß die Weite der Welt und ein mutiges Ausschreiten. Im Sommer 1815 war die Welt ihm eine andere geworden. Etwas war dahingegangen - doch wohin?

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So vergehen die Jahre. Etwa im Dezember 1832 mag ihm bewußt werden, daß auch seine Möglichkeiten auf Erden begrenzt waren. Die Töchter sind aus dem Hause. Sein 18-jähriger Sohn wird nicht, was der Vater von ihm an Tatkraft erhoffte. Ein resignierendes Element kommt in Alexanders Leben: deutlich erlebt er sich in seinen Grenzen.

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Am Mittwoch dem 12.2.1845 stirbt Alexander Damian Uphues in Sassenberg in seinem Haus, dem er nach der Lebensmitte nochmals 33 Jahre vorstand. Seine Frau Elisabeth, geb, Kendeler, die mit ihm tapfer alle Wege ging, folgte ihm am Freitag, dem 31.121847 in die andere Welt, in die geistige Welt.Und was wurde aus den drei Kindern?

Anna Sophia Catharina Maria

heiratete in Sassenberg den Gerhard Anton Arthkamp, Sohn des

Wirtes Johann Henrich Arthkamp und der Anna Elisabeth Susewind (Sassenberg, Haus Nr. 75). Die jungen Leute zogen nach Bremerhaven und gründeten dort eine Konditorei mit einem gutbürgerlichen Café. Sie hatten drei Kinder.

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Catharina Maria Anna

wurde Lehrerin in Stadtlohn an der "Kleinen Mädchenschule" und war dort bis 1849 tätig. Die starb zu Stadtlohn am 18.8.1864.

 

Bernard Heinrich Alexander

übernahm in Sassenberg die Gärtnerei des Vaters in der Schloßstraße.

Aus:“ tho Uphusen“ von Klaus Uphues, 1997

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