top of page

Die Sassenberger Linie

Alexander Anton Uphaus (1777 - 1845)

- Kindheit, Schulzeit, Lehre und Wanderschaft -

Als Alexander Anton am 2.3.1777 in Poggemanns Kotten in Westrup, unweit vom Schloß in Sutthausen, geboren wurde, waren die Familienverhältnisse geordnet und glücklich. Des Vaters Dienstherr, Freiherr Alexander Anton von Stael, hatte nach alter Gutsherren Art, und auch als Taufpate des kleinen Uphues, seine Hand über allem. Dieses durchaus positiv, freilassend für individuelle Entwicklungen.

​

Alexanders Spielzeit war zunächst der häusliche Umkreis, an dem entlang die Straße führte. Sicher war die nicht im Entferntesten so belebt, wie heute diese kleine Landstraße ist, doch kamen manche Fuhrwerke, Reiter oder auch Wanderer vorbei. Und der eine oder andere mag auch schon mal angehalten haben, vielleicht auch etwas verkauft oder gekauft haben. Und immer wieder erzählten die Vorüberziehenden von der großen, weiten Welt.

​

Mit dem Heranwachsen der Kinder in Poggemanns Kotten streiften sie bald auch in die Umgebung aus. Dann zog man auch mal zum Großvater auf den Boberg-Hof, lauschte den alten Sagen des Bobberges und durfte sicher auch einmal ganz vorsichtig in eine der Zwergenhöhlen ein Stück weit hineingehen. Aber die mahnenden, sagenhaften Schicksale dort werden die Kinder schon nicht zu tief ins Erdeninnere gucken gelassen haben.

​

Und dann gingen die Kinder auch schon mal zum Schloß, zum Vater, und erlebten den in seiner Gärtnerei. Sie gingen sicherlich nicht immer den Weg entlang, sondern fanden ihre Erlebnisse, Anregungen, Zauberhaftes beim Dahinstreifen durch Wiesen und Felder entlang der Düte und der Schloßgräben.

​

Und dann war da auch die Schulzeit auf dem Schloß, erlebnisreich, die Wißbegierde der Kinder wohl nutzend. Es war eine schöne Schulzeit, die noch so richtig in das praktische Leben hineinzuführen vermochte.

​

Und in eben dieser Schulzeit schon verband sich für Alexander das Lernen mit dem Praktischen unter der Mithilfe beim Vater. So finden wir ihn schon 10jährig vermehrt in dessen Arbeitswelt. Unter dessen Anleitung beginnt er zu dieser Zeit eine 'Buchführung" der Schloßgärtnerei über An- und Verkauf von Sämereien, Kräutern und Pflanzen. Liebevoll notiert er in einem Schweinsleder gebundenen Büchlein die Aufträge der Schloßgärtnerei:

 

"Zipollen (=Zwiebeln)

Cabus, roth und weiß (= Rot- und Weißkohl)

Savoye (= Wirsing)

Wurzel (= Möhren)

Schnittkohl

Frühcarotten

Erbsen, Bohnen, Zigorien (= Wegwarte, aus deren

Wurzel stellte man Kaffee-Ersatz herstellte)

May- und Herbstrüben, Porrey, Kerbel, Zelleriy Blumenkohl"

1795 verkaufte der Vater auf Schloß Sutthausen auch bereits Spargelpflanzen. Doch die Kartoffel ist nirgends etwähnt. Sie wurde erst in späterer Zeit so beliebt.

​

Dieses Notizbuch ist uns leider nur mit einem Zeitungsartikel aus dem Jahre 1955 urkundlich belegt. Das Büchlein selber ist verschollen - trotzdem es uns noch bis ins Jahr 1807 auf dem Lebensweg Alexanders begleitete.

 

Nach seiner Schulzeit beginnt Alexander im Herbst 1791 eine Lehre als Gärtner beim Vater in der Schloßgärtnerei zu Sutthausen. So schließen sich die Zeiten und Verhältnisse Alexanders scheinbar locker aneinander. Und als die Lehrzeit vorüber, bleibt er weiterhin in der Gärtnerei: Doch nährt sie wohl Vater und Sohn nicht das ganze Jahr hindurch. So im Winter dort ohne Lohn, zieht Alexander zur kalten Jahreszeit auf eigene Rechnung als Wanderverkäufer - damals Tüödde genannt - über Land. Erstmalig ist Alexander im Winter 1794/95 unterwegs und in seiner Kiepe finden wir neben Sämereien und Kräutern auch Naturheilmittel. 1795 verkauft er Spargelptlanzen. 1800 finden wir dann auch ein Angebot an Obstbäumen wie:

"Weichsel-, Bunt- und Schwarzkirschen

Agatha-Apfel und Sans pareil (= -Apfel) Goldrenette, Stettiner Apfel, Weilerpepping, beure-blanche (= die einzige angebotene Birne!)"

Diese verschiedenen Angebote stammten kaum aus der Sutthauser Schloßgärtnerei. Sie zeigen, daß Alexander im Bereich zwischen Holland und Mecklenburg weit herumkam. Dort sah er die verschiedenen Angebote und notierte sich, was es gab. Wir dürfen uns auch nicht vorstellen, er habe alle diese Dinge auf seinem Rücken zu den Bestellern getragen. Dafür gab es andere Leute, z.B. die "Picker", eigenständige Fuhrleute, derer Dienste man sich bediente. Alexander wird die Dinge im Wesentlichen nur vermittelt haben  anders allerdings die Sämereien, Heilkräuter und Heilsalben. Die wird er schon selber transportiert haben.

​

Im Herbst 1798 stirbt der Vater und Alexander scheint nun wieder mehr in Sutthausen zu sein. Ob er die väterliche Stelle auf dem Schloß übernahm? Wir wissen es nicht, doch scheint er aber auch noch gewandert zu sein. In dieser Zeit wächst sein Interesse an Heilpflanzen. Und vielleicht ist das auch die Zeit in der er sich Alexander Damian zu nennen beginnt. Auf seinen Wanderungen durch das katholische Münsterland wird er vom Schutzpatron der Heilkundigen, dem hl. Damian, gehört haben. Will er sich mit diesem Namen in den Heilskreis des großen Heiligen stellen? Und noch eines ändert sich in seinem Namen. In der Berührung mit dem katholischen Münsterland und seiner bäuerlichen Kultur wählt Alexander nun auch die plattdeutsche Schreibweise unseres Familiennamens wieder: fortan schreibt er sich Uphues, Alexander Damian Uphues.

​

Am 11.11.1800 ist Alexander in St.Johann zu Osnabrück Trauzeuge, als seine Schwester Maria Caroline Isabella, die sich aber bürgerlicher - Anna Maria nennt, den Schullehrer Johann Joseph Tegeler aus Holzhausen, unweit Sutthausens, heiratet.

​

Bevor wir nun von kriegerischen Zeiten sprechen müssen, fassen wir zusammen: Alexander Anton Uphues wuchs in geborgenen und wirtschaftlich gesicherten Verhältnissen auf. Er erlebte vor seinem Hause immer wieder ein wenig von der großen, weiten Welt. Er ging in eine Schule, die ihm Freude machte und beim Vater ging er in die Lehre als Gärtner. Dann zog er hinaus in die Welt: zunächst auf vier Wanderjahre zwischen Belgien und dem Baltikum, dann in kürzeren Phasen von Sutthausen aus begrenzt auf die Winterzeiten. Immer mehr muß er das Unheil seiner Zeit empfunden haben. Das mag ihn angeregt haben sein Angebot von Heilkräutern, Salben und gutem Rat zu erweitern. Schließlich verband er sich mit dem Münsterland, verstärkt auch mit katholisch-bäuerlichem Leben. So wurde aus Alexander Anton Uphaus uns der Alexander Damian Uphues, der sich nunmehr eng mit dem Kreis der Heilkundigen verbunden empfand.

 

Er hatte eine weite Wanderwelt kennengelernt und viele Menschen darin. So hatte er auch sein eigenes, tiefes Verständnis von Menschlichkeit entwickelt - als 1803 Napoleon Europa mit Krieg überzog.

Aus:“ tho Uphusen“ von Klaus Uphues, 1997

bottom of page