Als Carl Goswin Uphues (er schreibt sich stets mit dem westfälischen Dehnungs-E) am Samstag, dem 13.3.1841 in Brochterbeck geboren wurde, sind die schlimmsten Hungerjahre der ersten Generation der Lehrer Uphues zu Brochterbeck vorbei. In zweiter Generation hat man nun ein menschenwürdiges Miteinander gefunden. Vielleicht haben sich evangelische und katholische Christen in Brochterbeck immer gut miteinander verstanden, doch deren kirchliche Obrigkeit nun ja, da lag wohl das Problem der vergangenen Jahre.
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Im Uphues-Haus am Mühlenteich hatte man ganz gewiß darüber gesprochen und die Dinge, infolge so nahe erlebten Elends, durchaus auch beim Namen genannt. Und das Erlebte saß sehr tief!
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Trotz alledem war das Leben der Familie uneingeschränkt von der katholischen kirchlichen Lehre bestimmt- Ja, die sozialen Bindungen im katholische Raum hatten erlittenes Unrecht seitens der Kirche vielleicht gar nicht erst als solches bewußt werden lassen. Mit Trauer im Herzen, aufgeforderdert zur Selbstüberwindung, erkannte man doch die über allem stehende Größe Gottes.
So werden denn auch alle freudig zugestimmt haben, als Carl Goswin sich entschied nach Münster ins Priesterseminar zu gehen. Dort im Münsterlschen macht er sein Abitur und wird im Januar 1867 zum Priester geweiht (Tonsur und niedere Weihen am 2.12.1865 im Dom zu Münster; Subdiakonweihe am 24.3.1866; Diakonweihe am 23.6.1866). Im Mai 1867 finden wir Carl Goswin Uphues als Hausgeistlichen auf der Surenburg zu Riesenbeck im Kreis Tecklenburg. Gleich im ersten Jahr dort macht er sein Pfarrexamen. Dann geht er im Oktober 1869 als Kooperator nach Herzfeld und ist Lehrer an der dortigen höheren Schule. 1872 wechselt er von Herzfeld als Rektor nach Stadtlohn. Durch die Tätigkeit in Herzfeld und Stadtlohn schafft er sich die wirtschaftlichen Grundlagen zu seinem Philosophiestudium an der Universität Münster in den Jahren 1868 - 1875.
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1875 promoviert er zum Dr. der Philosophie mit einer Arbeit über "Die Reform des menschlichen Erkennens". Carl Goswin Uphues ist Schüler von Christoph Schlüter (Münster), besonders aber von Friedrich Michelis (Braunsberg / Ostpreußen) sowie von Eduard von Hartmann (Berlin).
1875 bewirbt sich Carl Goswin Uphues bei der preußischen Regierung in Münster um die Stelle als Kreisschulinspektor für den Kreis Ahaus und bekommt dazu von dem königl.-preuß. Provinzialschulkollegium folgendes Empfehlungsschreiben:
"Der königl. Regierung gestatten wir uns den Pfarrkaplan Dr. Uphues zu Stadtlohn als einen vorzugsweise zu berücksichtigenden Mann für eine Kreis-schulinspektion angelegentlichst und ganz ergebenst zu empfehlen. Er bietet durch seine vielseitigen Kenntnisse und seine entschiedene Gesinnung alle Garantie, daß er sein Amt im Interesse der Schulen und des Staates mit sicherem Erfolg wahrnehmen wird."
Münster den 16. Oktober 1875 NN.' und unter diesem Schreiben wurde mit Datum 18. Oktober 1875 vermerkt:
"Anstellung als Kreisschulinspektor"
Damit hatte sich Carl Goswin Uphues für ein schwieriges Amt in noch schwieriger Zeit entschieden, denn in Preußen tobte, schon gewaltig entfacht, der Kulturkampf. Carl Goswin muß das gesehen und auch durchschaut haben. Wie aber kam dann diese seine Entscheidung zustande? Hatte er den Machtwillen der Kirchenoberen falsch eingeschätzt? Oder hatte er gehofft so nach seinem Studium zunächst nicht wieder ganz in die Kirchenenge zurück zu müssen? Mir scheint, beide Aspekte spielen in seinen Entscheidungen eine Rolle. Und gleich danach kamen gewiß familiäre Erinnerungen, traumatische Erinnerungen, an einen Brochterbecker Kulturkampf in dem die Kleinen verschlissen wurden und die Oberen saubere Hände behielten.
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Zum besseren Verständnis machen wir uns zunächst klar, worum es im Kulturkampf ging. Der Fortschrittsglaube der Liberalen, als Mehrheitspartei im Reichstag, fand auf kulturellem Gebiet den schärfsten Widerspruch im katholischen Lager. Als die Liberalen, an ihrer Spitze der preußische Kultusminister Falk, mit Hilfe staatlicher Zwangsmittel den Einfluß der katholischen Kirche im kulturellen Leben zu brechen versuchte, stellte sich Bismarck an die Seite der Liberalen, um auch den katholischen Einfluß in der Politik zu brechen. Als Mensch eines ganz persönlichen Christentums argwöhnisch gegen jede Priesterherrschaft, empörte sich Bismarck schon darüber, daß die 1870 entstandene katholische Zentrumspartei bei Wahlen in Stadt und Land oft durch Priester organisiert und von Kanzeln herab unterstützt wurde. Seine Abneigung wuchs, als das Zentrum trotz Bischof von Kettelerls Warnungen, bald die alte großdeutsch - katholische Anhänglichkeit an die Habsburger zeigte, in dem es unverhüllt das protestantische Kaisertum und die Reichsverfassung ablehnte. Das erschien Bismarck um so gefährlicher, da er gleichzeitig Bemühungen des Papstes Pius IX. festzustellen glaubte, den Katholizismus in Italien, Österreich, Frankreich, Belgien und Polen gegen das Reich aufzubieten. Nicht nur das Reich, jeder Staat schien Bismarck bedroht, seit Pius IX. 1864 die modernen Staatslehren verwarf und 1870 das Dogma der päpstlichen Unfehlbarkeit durchgesetzt hatte. So konnten die Liberalen losschlagen, trotz der durch Bismarck nur mühsam beschwichtigten Empörung des streng kirchlichen, gläubigen alten Kaisers.
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Die Kanzelagitationen wurden strafrechtlich verboten, die Jesuiten ausgewiesen, die geistliche Schulaufsicht, Priesterausbildung und Pfarrerernennung der Staatskontrolle unterstellt, der Kirchenaustritt erleichtert. Die Maßnahmen trafen auch die protestantischen Kirchen und die mit ihr verbundenen Konservativen, aber nur die katholische Kirche leistete erfolgreichen passiven Widerstand. Staatliche Vermögensbeschlagnahmen und Priesterausweisungen, kirchliche Exkommunikationen und päpstliche Verdammungen folgten aufeinander. Überall ging dabei Preußen voran, und die meisten anderen Staaten folgten. Die Einführung der obligatorischen Zivilehe (der standesamtlichen Trauung) im Jahre 1875 traf die Kirche tief, ebenso die Auflösung aller nicht der Krankenpflege dienenden Orden. Aber entscheidend blieb schließlich, daß die Liberalen das Kirchenvolk nicht von seinen Bischöfen und von der Zentrumspartei trennen konnten.
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Die Wende begann erst 1878 mit dem Tode des kämpferischen Pius IX. und der Wahl des Sozialpapstes Leo XIII. Bis 1887 wurden allmählich die meisten Kampfgesetze mit Ausnahme der Zivilehe, des Schulaufsichtsgesetzes und gewisser staatlicher Mitwirkungsrechte bei der Ernennung von Bischöfen aufgehoben. Es war die gleiche Zeit in der der Deutsche Liberalismus auch die wirtschaftlich - politische Führung verlor.
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Vor die Alternative gestellt: hier katholische Kirche dort die Aufgabe für Schule und Staat, entschied sich Carl Goswin Uphues für seinen Schuldienst mit dem er, seit zehn Jahren dort tätig, sich nun am 28.8.1876 vor dem
Kultusminister Dr.Falk eidlich auch als Kreisschulinspektor verbunden hatte. Was dann geschah war Kirchenkampf und wurde von Carl Goswin Uphues so beschrieben:
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" ....(ich) seit März dieses Jahres, nachdem alle anderen liberal gesinnten geistlichen Kreisschulinspektoren durch Drohungen der Bischöfe und Zeitungen zum Rücktritt bewogen waren, als allein noch amtlich thätiger geistlicher Kreisschulinspektor von meinem Bischof und den Zeitungen verfolgt auf den Rath der Preußischen Regierung in die Schweiz begeben, um mich der Verfolgung zu entziehen.
Auf Anrathen des Bischof Herzog (Bischof von Basel und Luzern) meldete ich mich für die Bezirksschulstelle in Mellingen (Kanton Luzern) und sendete meine sämtlichen genannten sechs Ausweisschriften zu diesem Behufe an Dr. Bossard. Obgleich um die Majorität der dortigen Wähler für mich ohne Zweifel ist, so ist doch bereits durch den dortigen Pfarrer die Agitation gegen mich begonnen, zugleich wird mir aus der Heimat geschrieben, ich würde unzweifelhaft suspendiert, wenn ich mit Übergehung des Bischofs von Aarau, den ich kanonisch nicht mehr als Bischof von Aarau (Kanton Argau) anerkennen kann, die Stelle übernehme.
Nach den Erfahrungen, die ich in meiner Heimat gemacht habe und die ich nicht noch einmal machen möchte, kann ich unter diesen Umständen nicht anders, als auf die Stelle in Mellingen zu verzichten
Da ich aber lieber hier als in meiner von den Ultramontanen unterwühlten Heimat Westfalen eine Stelle hätte, so möchte ich Sie, hochgeehrter Herr, ganz ergebenst bitten, mich bei der Besetzung der vakanten Stelle an der Kantonsschule in Aarau für deutsche Sprache usw. (und Literatur nebst Aushilfe in der klassischen Philosophie am Gymnasium) gütigst berücksichtigen zu wollen..."
Carl Goswin Uphues bekam die Stelle und wurde mit dem 13.11.1877 Professor an der Kantonsschule zu Aarau.
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Nachdem er so mühselig dem kirchlichen Zugriff entkommen schien (über 1/2 Jahr lebte er brotlos bei einem gelehrten Freund, Dr. Kreyenbühl in Luzern) versuchten die Kirchenoberen ihn nun durch Bezichtigung krimmineller Taten um seine zurückgezogene Existenz zu bringen. Aber der Versuch ihn der Veruntreuung von Geldern zu beklagen, war in Münster gerichtlich nicht haltbar. Er wurde freigesprochen.
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Für Carl Goswin Uphues begann nun eine neue Schaffensperiode. Er hatte bei 20 Unterrichtsstunden pro Woche und einem Entgelt von 3.500,- SFr eine sichere wirtschaftliche Grundlage für seine Arbeit. Wohnung fand er in Aarau beim Speisegastwirt Johann Renolds, Graben 222. Ledig des obrigkeitlichen Druckes konnte er sich nun wieder der philosophischen Arbeit zuwenden. In dieser Zeit entstehen einige seiner wesentlichen wissenschaftlichen Arbeiten, und erkann wieder Kontakte zu seinen gelehrten Freunden pflegen. So war er im Herbst 1878 auf 14 Tage bei seinem Doktorvater Friedrich Michelis in Freiburg I Breisgau, - Tage intensiver Arbeit. Carl Goswin verweist selber darauf, daß er Michelis fast alles verdankt. Von den beiden Platon-Forschern ist Michelis sicherlich der philosophisch Bedeutendere. Carl Goswin Uphues ist der didaktisch Klarere. So vermerkt Michelis mit Datum vom 27.10.1878: "Die wissenschaftliche Durchführung unserer Grundidee in der Erkenntnislehre ist das Ziel seiner neuesten Arbeit". Diese "neueste Arbeit" ist "Das Wesen des Denkens", deren Beweisziel im Wortlaut folgendermaßen umschrieben ist:
"Meine Schrift will das Wesen des Denkens aus dem Sprachbau herleiten und den Sprachbau als die Norm der Philosophie erweisen."
Diese Programmsetzung stammt von Michelis, der durch einen Rückgriff auf Humboldt und den späten Platon in Gegenstellung zur Neuscholastik und zum
mechanistischen Materialismus eine nachidealistische "Philosophie des Bewußtseins" entwickelt. Eine ernsthafte Beschäftigung mit der Philosophie Carl Goswin Uphues' ist ohne den Rückgang auf Friedrich Michelis unmöglich.
Eine Monographie von Carl Goswin Uphues gibt es bis in neuere Zeit nicht, seine Philosophie stellt einen der vielen weißen Flecken auf der Landkarte unseres Wissens im 19-Jahrhundert dar. Allerdings sollen sich R.Hönigswald und Clemens Baeumker intensiver mit ihm und seiner Arbeit befaßt haben. Mit Friedrich Michelis befaßten sich noch in neuerer Zeit Kurt Flach (Frankfurt I M. (1973) und Willi Belz (1980).
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Ich will nicht versuchen, das Werk Carl Goswin Uphues' darzustellen oder gar zu gewichten. Der Stoff ist umfangreich und für einen in diesen Kategorien Ungeübten recht trocken und schwer einfühlbar. Dem Interessierten ist ein Werkverzeichnis beigefügt.
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Wir wollen uns hier mehr dem Lebenslauf Carl Goswins zuwenden. Am 18.11.1881 tritt eine überraschende Wende ein: er bittet den Erziehungsdirektor des Kantons Aargau zum 1.1.1882 um Entlassung aus dem Schuldienst, da er die Stelle eines Direktors der höheren Töchterschule in Breslau / Schlesien bekommen könne - dieses allerdings nur, wenn er die Stelle bis zum I.Januar antreten könne. Carl Goswin bekommt seine Entlassung mit allern Wohlwollen und macht sich auf die Reise - um in Breslau zu erfahren, daß er für die Aufgabe nicht tragbar sei. Ultramontane Umtriebe gegen ihn?
Betrug? Versuch der existenziellen Zerstörung? Man muß wohl alle Schlechtigkeiten annehmen!
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Carl Goswin muß das wohl sehr getroffen haben. Mit solcher sittlichen Verwahrlosung hatte er nicht gerechnet und getreu seinem Denken und sittlichen Empfinden -- bricht er nun endlich und sofort mit der katholischen Kirche. Zu St. Maria-Magdalena in Breslau bittet er um die Demission (Kirchenaustritt).
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Vom Januar 1882 bis zum Oktober 1884 war er dann als Lehrer an einer Privatschule in Halle I Saale und als Privatdozent an der dortigen Universität tätig. Damit hatte er jene Verbindung gefunden, die in gewisser Weise sicherlich schon zuvor über seine gelehrten Freunde bestand. Doch als Katholik hatte er im damaligen Halle und an der dortigen Universität gewiß wenig zu suchen. Aber er kam noch einmal nach Breslau zurück: am 26.12.1882 heiratete er unter Assistenz eines evangelischen Predigers in der evangelischen Militärgemeinde zu Breslau Ida Kuritz, Pastorentochter aus Heinzendorf bei Guhrau (nördlich von Breslau, 10 km südl. von Lezno). Erst durch den Austritt aus der katholischen Kirche und durch die evangelische Heirat eröffneten sich ihm nun neue Wege zu wissenschaftlicher Arbeit eine weitere Schaffensperiode. Und so habilitierte er im Oktober 1884 zum ao. Professor der Philosophie an der Philosophischen Fakultät der Martin-LutherUniversität in Halle. Irgendwann in der Folgezeit wurde er dann auch noch Geheimer Regierungsrat.
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Hier wollen wir nun die Liste seiner verschiedenen Schriften anfügen. Viele dieser Werke sind durchaus noch vorhanden - und auch beleihbar (l):
Dr. phil. Carl Goswin Uphues, ao. Prof. für Philosophie,
Wittenkindstr. 11, Villa Carlotta, geb. am 13.März 1841 in Brochterbeck, Kreis Tecklenburg, Provinz Westfalen
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Die philosophischen Untersuchungen der platonischen Dialoge Sophistes und Parmenides. Im Auszug dargestellt und mit Erklärungen begleitet. Münster
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Elemente der platonischen Philosophie. Aufgrund der platonischen Sphisten und mit Rücksicht auf die Scholastik entwickelt. - Leipzig 1870
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Reform des menschlichen Erkennens. - Münster 1874
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Kritik des Erkennens. Würdigung der Erkenntnistheorie E.V. Hartmanns, Ueberwegs und der alten und neuen Scholastiker - Münster 1876
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Das Wesen des Denkens. Nach Platon - Landsberg a.d. Warthe 1881
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Die Definition des Satzes. Nach den platonischen Dialogen Kratylus, Theaetet, Sophistes - Landsberg ad. Warthe 1882
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Die Grundehren der Logik. Nach Richard Shutes Discourse on truth bearbeitet - Breslau 1883
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Wahrnehmung und Empfinden. Untersuchung zur empirischen Psychologie - Leipzig 1888
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Über die Erinnerung. Untersuchungen zur empirischen Psychologie Leipzig 1889
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Die Erkenntnis unserer selbst und anderer durch äußere Wahrnehmung o.O.u.J. (um 1891)
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Psychologie des Erkennens vom empirischen Standpunkt - Band 1 - Leipzig 1893
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Über die verschiedenen Richtungen der psychologischen Forschung der Gegenwart (Introspektive u. physiologische Psychologie und die Überschätzung der letzteren)
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Vortrag in: Neue pädagogische Zeitung, Nr. 19 - Magdeburg 1894
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Was ist Wahrheit? (Alte und neue Erklärungen der Falschheit der letzteren) Vortrag ebenda, Nr.27
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Über die Existenz der Außenwelt (Psychologische Seite der Frage) Vortrag ebenda, Nr.31
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Die psychologische Grundfrage - Münster 1895
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Sokrates und Pestalozzi. 2 Vorträge bei Gelegenheit der Pestalozzifeier gehalten. Berlin 1896
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Pädagogik als Bildungswissenschaft - Dessau 1900
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Über die Idee einer Philosophie des Christentums. - Über die Idee einer Pädagogik als Bildungswissenschaft - Halle 1901
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Einführung in die moderne Logik. Teil 1: Grundzüge der Erkenntnistheorie Osterwieck 1901
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Zur Krisis in der Logik. Eine Auseinandersetzung mit Dr. Melchior Palagyi Berlin 1903
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Religiöse Vorträge - Berlin, Leipzig 1903
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Sokrates und Platon. Was wir von ihnen lernen können. - Osterwieck 1904
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Vom Lernen, Osterwieck 1904
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Vom Bewußtsein, Osterwieck 1904
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Vom Beweis, Osterwieck 1904
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Kant und seine Vorgänger. Was wir von ihnen lernen können. Berlin 1906
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Der geschichtliche Sokrates, kein Atheist und kein Sophist Langensalza 1907
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Geschichte der Philosophie als Erkenntniskritik. - Leitfaden für Vorlesungen Halle 1909
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Erkenntniskritische Logik - Leitfaden für Vorlesungen Halle 1909
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Erkenntniskritische Psychologie - Leitfaden für Vorlesungen, Halle 1909
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Die Sinnenwelt und die Ideenwelt, Osterwieck 1914
Etwa 1908 / 09 ist es Carl Goswins Bedürfnis seinem Lebenswerk in der Philosophie einen gewissen Abschluß zu geben: er veröffentlicht drei Leitfäden für Vorlesungen, die seine wesentlichen wissenschaftlichen Überlegungen enthalten. Dann gegen Ende seines Lebens geht es ihm, geboren wie aus einem mächtigen Empfinden, darum, noch einmal den Zurückbleibenden zu sagen: es gibt diese Sinneswelt, aber es gibt auch die Ideenwelt, und die sei in ihm, wie das Hereinleuchten einer geistigen Welt in die unsere, materielle Sinneswelt.
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Aus nicht unbedingt seriöser Quelle wird uns gegen Ende seines Lebens berichtet, er habe sich seit Anfang des 20.Jahrhunderts bemüht, den Weg zurück in die katholische Kirche zu finden. Vielleicht war er irgendwann einmal bemüht mit der katholischen Kirche ins Reine zu kommen, als er alt wurde und zunehmend erblindete. Im Herbst 1914 stirbt seine Frau, die Ehe war kinderlos geblieben. Im Juli 1915 geht er in der katholischen Kirche wieder zur Kommunion. Auf Ausübung seines Priesteramtes verzichtet er. Aber das alles war nicht ein Weg zurück: Liberalität, Loyalität und Sittlichkeit waren ihm höchste Werte, ihnen blieb er treu - auch auf dem Weg zurück in die Kirche bis in den Tod. Hätte man von ihm bei der Rückkehr in die Kirche auch noch den Antimodernisteneid verlangt (und: versuchte man es nicht?!), dann hätte es für ihn gewiß kein Zurück gegeben. Diesen Eid hatte die katholische Kirche 1910 vorgeschrieben zur Überwachung aller theologischen Lehrer, sämtlicher Seelsorger oder mit besonderen Lehrtätigkeiten betrauter Priester.
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Am Sonntag dem 10.9.1916 stirbt Prof. Dr. Carl Goswin Uphues im katholischen Elisabeth-Krankenhaus zu Halle. Er wird am Mittwoch, dem 13.9. vormittags gegen 11 Uhr auf dem Stadtfriedhof zu Halle nach katholischem Ritus beigesetzt.
Aus:“ tho Uphusen“ von Klaus Uphues, 1997